Der Interreligiöse Think-Tank spricht sich gegen die Initiative aus und empfiehlt sie zur Ablehnung
Die Initiative sieht vor, den Bau von Minaretten per Verfassung zu verbieten. Dies ist rechtlich äusserst fragwürdig. Zweifelsohne ist die Initiative aber diskriminierend und
gefährlich, da sie sich einseitig gegen Menschen islamischen Glaubens richtet, sie ausgrenzt und gegenüber anderen Religionsangehörigen benachteiligt.
Die Initiative läuft den Integrationsbemühungen und den Zielen des interreligiösen Dialogs zuwider und verursacht Ängste und Frustration. Sie leistet mit ihrem Ansinnen einer möglichen Radikalisierung unter MuslimInnen Vorschub. Die islamophobe Botschaft der Initiative treibt die muslimischen Gemeinschaften in der Schweiz in die Abschottung, was sich wiederum nachteilig auf deren Reformbestrebungen und öffentliche Transparenz auswirkt.
In ihren Argumentationen vermengen die InitiantInnen zudem Schlagworte und Themen, die mit dem Inhalt der Initiative nichts zutun haben und einzig dazu dienen «den Islam» in der Gesellschaft als die grosse Bedrohung zu postulieren. Nicht mehr wie früher die «fremde» Kultur, sondern die «fremde» Religion dient nun zur Ausgrenzung von BewohnerInnen unseres Landes. Kein von den InitiantInnen angesprochenes Problem, kein Konfliktpotential kann durch die Annahme der Initiative auch nur im Ansatz gelöst werden. So ist es beispielsweise nicht nachvollziehbar, wie ein Verbot von Minaretten das Übel von Zwangsheiraten beseitigen soll.
Die Art, wie Korantexte zur Untermauerung der angeblich feindseligen Haltung von MuslimInnen gegenüber Nicht-MuslimInnen herangezogen werden, kann nur als fahrlässig bezeichnet werden. Die Interpretation der Zitate, wie sie die InitiantInnen vornehmen, ist deckungsgleich mit jenen von intoleranten, radikalen MuslimInnen, gegen die die Initiative vorgibt zu kämpfen.
Dasselbe gilt für die Interpretation von Minaretten als reine Machtsymbole eines aggressiven und radikalen Islam. Es ist inakzeptabel, den MuslimInnen die eigene Definition der Bedeutung ihrer Sakralbauten aufzuzwingen und dann zu behaupten, diese entspreche der allgemeinen muslimischen Sichtweise. Minarette haben eine ähnliche symbolische und repräsentative Funktion im Islam wie die Kirchtürme im Christentum und sind im Zeichen der Religionsfreiheit und Gleichbehandlung aller Religionsgemeinschaften in unserem Land gleich zu behandeln.
© Interreligiöser Think-Tank. 7. Mai 2009/ Stellungnahme zur Annahme der Minarettverbots-Initiative – als PDF.